Quitten sind wahre Schätze des Herbstes, die leider lange Zeit in Vergessenheit geraten sind. Von September bis November leuchten die goldgelben Früchte an den Bäumen und verströmen einen unvergleichlichen, aromatischen Duft. Während Äpfel und Birnen in jedem Supermarkt zu finden sind, führen Quitten eher ein Schattendasein – völlig zu Unrecht! Denn aus der steinharten, rohen Frucht lassen sich kulinarische Köstlichkeiten zaubern, die sowohl süß als auch herzhaft überzeugen.
Die Quitte war früher in fast jedem Garten zu finden und gehörte zum festen Bestandteil der Herbstküche. Heute erleben wir eine Renaissance dieser traditionsreichen Frucht. Ob als fruchtiges Gelee zum Frühstück, würziges Chutney zu Käse oder als raffinierte Beilage zu Wildgerichten – Quitten sind vielseitiger, als viele vermuten. In diesem Artikel zeigen wir Ihnen über 15 kreative Möglichkeiten, wie Sie Quitten lecker verarbeiten können.
Quitten richtig vorbereiten – Die Basics
Bevor Sie mit dem Kochen beginnen, ist die richtige Vorbereitung der Quitten entscheidend. Im Gegensatz zu Äpfeln und Birnen erfordern Quitten etwas mehr Aufmerksamkeit, aber mit den richtigen Handgriffen ist auch das schnell erledigt.
Warum man Quitten nicht roh essen sollte
Quitten aus mitteleuropäischen Regionen sind roh nicht genießbar. Das Fruchtfleisch ist steinhart und enthält viele Gerbstoffe, die einen bitteren, holzigen Geschmack verursachen. Eine Ausnahme bilden nur wenige Sorten wie die Shirin-Quitte aus dem Balkan und Mittelasien, die auch roh verzehrt werden kann. Erst durch das Erhitzen verwandeln sich die harten Früchte in zarte, aromatische Delikatessen mit einem einzigartigen Geschmack, der an Äpfel, Birnen und Zitrusfrüchte zugleich erinnert.
Schritt-für-Schritt: Quitten vorbereiten
Schritt 1: Flaum entfernen – Junge Quitten sind von einem dichten, pelzigen Flaum überzogen, der die Frucht vor Sonne schützt. Dieser enthält Bitterstoffe und muss unbedingt vor der Verarbeitung entfernt werden. Reiben Sie die Quitten gründlich mit einem groben Küchentuch oder einer Bürste ab, bis die Schale glatt und glänzend ist.
Schritt 2: Waschen – Nach dem Entfernen des Flaums die Quitten unter fließendem Wasser gründlich waschen.
Schritt 3: Zerteilen – Mit einem sehr scharfen Messer oder einem schweren Küchenmesser die Quitten halbieren oder vierteln. Aufgrund ihrer Härte ist hier etwas Kraftaufwand nötig.
Schritt 4: Entkernen – Stiel, Blütenansatz und Kerngehäuse entfernen. Wichtig: Bei der Herstellung von Gelee können Sie das Kerngehäuse mitkochen, da es besonders viel Pektin enthält – das natürliche Geliermittel der Quitte.
Schritt 5: Schälen (optional) – Je nach Rezept und Sorte können Sie die Schale dran lassen oder entfernen. Die Schale enthält Bitterstoffe, macht das Ergebnis aber aromatischer. Bei milderen Sorten wie der Honigquitte kann die Schale problemlos dran bleiben.
Tipp: Beträufeln Sie die geschnittenen Quitten mit etwas Zitronensaft, damit sie nicht braun werden.
Süße Quitten-Rezepte – Die beliebtesten Klassiker
Die süßen Variationen sind die bekanntesten Verwendungsmöglichkeiten für Quitten. Von klassischem Gelee bis zu modernen Kuchen-Kreationen gibt es unzählige Möglichkeiten.
Quittengelee selber machen
Quittengelee ist der absolute Klassiker und ein wunderbarer Brotaufstrich. Besonders praktisch: Sie können die gesamte Frucht inklusive Schale und Kerngehäuse verwenden, da diese besonders viel Pektin enthalten.
Grundrezept:
- 2 kg Quitten
- 2,5 Liter Wasser
- Gelierzucker (1 kg pro 1 Liter Saft)
- Optional: Vanille, Zimt oder Ingwer
Die gewaschenen und entkernten Quitten grob würfeln und mit Wasser 45-60 Minuten weich kochen. Die Masse durch ein feines Sieb oder Mulltuch abseihen – wichtig ist, dass Sie nicht drücken, sonst wird das Gelee trüb. Den gewonnenen Saft abmessen und mit der entsprechenden Menge Gelierzucker aufkochen. Das fertige Gelee in sterile Gläser füllen. Haltbarkeit: bis zu einem Jahr.
Quittenmarmelade – Schneller als Gelee
Im Gegensatz zum zeitaufwendigen Gelee ist Quittenmarmelade deutlich schneller zubereitet und damit auch energiesparender. Während Gelee etwa fünf Stunden köcheln muss, ist die Marmelade bereits nach 20-30 Minuten fertig.
Für die Marmelade die Quitten schälen, entkernen und klein würfeln. Mit etwas Wasser weich kochen und pürieren oder mit einer Kartoffelpresse zerdrücken. Mit Gelierzucker nach Packungsanleitung aufkochen. Nach Belieben mit Vanille, Zimt, Kardamom oder Sternanis verfeinern.
Quittenbrot – Die traditionelle Weihnachts-Süßigkeit
Quittenbrot ist trotz seines Namens kein echtes Brot, sondern eine Art Fruchtgelee oder Konfekt. Besonders zur Weihnachtszeit ist diese Spezialität beliebt und ein wunderbares selbstgemachtes Geschenk.
Das Fruchtmus, das nach dem Abseihen für Gelee übrig bleibt, können Sie wunderbar zu Quittenbrot verarbeiten. Dazu das Mus mit Zucker aufkochen, bis es sehr dickflüssig wird. Die Masse auf ein mit Backpapier ausgelegtes Blech streichen und mehrere Tage bei Zimmertemperatur trocknen lassen. Sobald die Oberseite trocken ist, wenden und auch die Unterseite trocknen lassen. In Stücke schneiden und nach Belieben in Zucker wälzen.
Quittenkompott – Perfekt zu Desserts
Quittenkompott ist vielseitig einsetzbar: zu Waffeln, Eis, Pudding, Pfannkuchen oder als eigenständiges Dessert. Für das Grundrezept benötigen Sie lediglich Quitten, Wasser und Zucker.
Die geschälten und entkernten Quitten in Stücke schneiden und mit Wasser sowie Zucker etwa 30 Minuten köcheln, bis sie weich sind. Mit Gewürzen wie Zimt, Vanille, Nelken oder Sternanis abschmecken. Das Kompott kann in Einmachgläsern konserviert oder frisch als Dessert serviert werden.
Quittenkuchen und Quittentarte
Obwohl die Verarbeitung etwas aufwendiger ist, lohnt sich ein Quittenkuchen absolut. Die Früchte werden weich gegart und auf einem Mürbeteig oder Hefeteig arrangiert. Besonders lecker ist eine Quittentarte mit Vanillepudding oder eine rustikale Tarte mit Blätterteig. Für einen Blechkuchen können Sie die Quitten auch als Kompott verarbeiten und zwischen Teigschichten verteilen.
Herzhafte Quitten-Gerichte – Überraschend vielseitig
Quitten sind nicht nur für süße Speisen geeignet. In der herzhaften Küche entfalten sie ihr volles Potenzial und sorgen für überraschende Geschmackserlebnisse.
Quitten-Chutney zu Käse und Fleisch
Quitten-Chutney ist die perfekte Kombination aus süß, sauer und würzig. Es passt hervorragend zu kräftigen Käsesorten wie Bergkäse oder Ziegenkäse, aber auch zu gegrilltem Fleisch und Wildgerichten.
Rezept: Quitten und Birnen würfeln, mit gehacktem Ingwer, Zwiebeln, Zucker, Essig, Zimt und Chili in einem Topf etwa 30-40 Minuten köcheln lassen, bis die Masse eingedickt ist. In sterile Gläser füllen. Das Chutney wird mit der Zeit noch aromatischer und ist bis zu einem Jahr haltbar.
Gefüllte Quitten mit Hackfleisch
Ein außergewöhnliches Hauptgericht, das Gäste beeindruckt: Halbierte Quitten werden ausgehöhlt und mit einer würzigen Hackfleisch-Füllung gefüllt. Mit Zwiebeln, Knoblauch, Paprika und orientalischen Gewürzen zubereitet, ergeben sie ein aromatisches Ofengericht, das hervorragend mit Reis oder Couscous harmoniert.
Quitten zu Wild und Geflügel
Quitten sind die ideale Beilage zu Wildgerichten wie Reh, Hirsch oder Wildschwein. Auch zu Ente oder Gans passen sie ausgezeichnet. Dünsten Sie Quittenspalten in Butter mit etwas Honig, Rotwein und Thymian, bis sie weich sind. Das fruchtig-herbe Aroma ergänzt das kräftige Fleisch perfekt.
Erfrischende Getränke aus Quitten
Aus Quitten lassen sich wunderbare Getränke herstellen, die sowohl pur als auch als Basis für weitere Kreationen dienen.
Quittensaft – Pur oder verdünnt genießen
Quittensaft ist reich an Vitamin C und Mineralstoffen. Für die Herstellung die Quitten grob zerteilen und mit Wasser weich kochen. Die Masse durch ein Sieb pressen und den Saft auffangen. Der pure Saft kann mit Wasser verdünnt oder als Basis für Punsch, Cocktails oder Smoothies verwendet werden. Für längere Haltbarkeit den Saft sterilisieren.
Quittensirup für Desserts und Getränke
Quittensirup ist ein vielseitiges Produkt: Als Topping für Eis, Pfannkuchen oder Weihnachtsgebäck oder mit Wasser aufgegossen als erfrischendes Getränk. Den Quittensaft mit Zucker aufkochen und etwa 30 Minuten eindicken lassen. Praktisch: Beim Sirup können Sie die Kerne mitkochen, da sie besonders aromatisch sind.
Quittenlikör – Das perfekte Geschenk
Selbstgemachter Quittenlikör ist ein wunderbares Geschenk zu Weihnachten oder anderen Anlässen. Quittensaft mit Zucker, Gewürzen wie Zimt und Nelken sowie Schnaps oder Wodka ansetzen und mindestens vier Wochen ziehen lassen. Gelegentlich durchschütteln, dann durch einen Kaffeefilter abseihen und in hübsche Flaschen füllen.
Quitten haltbar machen – Tipps zur Konservierung
Quitten haben nur von September bis November Saison. Mit den richtigen Konservierungsmethoden können Sie das ganze Jahr über von den Früchten profitieren.
Quitten einfrieren
Rohe Quitten können Sie nicht einfach einfrieren. Sie müssen vorher geschält, entkernt und blanchiert werden. Besser geeignet zum Einfrieren sind bereits verarbeitete Produkte wie Quittenkompott, Quittenmus oder langsam gegarte Quittenstücke. Diese lassen sich portionsweise einfrieren und sind etwa ein Jahr haltbar.
Quitten einkochen und sterilisieren
Die klassische Methode zur Konservierung ist das Einkochen in Gläsern. Quittengelee, Marmelade, Kompott und Chutney werden heiß in sterile Gläser gefüllt und fest verschlossen. Für extra lange Haltbarkeit können Sie die verschlossenen Gläser zusätzlich in einem Topf mit heißem Wasser 20 Minuten kochen (sterilisieren). So halten sich Ihre Quittenprodukte bis zu einem Jahr und länger.
Gesundheitliche Vorteile von Quitten
Quitten sind nicht nur lecker, sondern auch richtige Vitaminbomben. Sie bestehen zu über 80 Prozent aus Wasser und sind mit nur 47 Kalorien pro 100 Gramm sehr kalorienarm. Besonders reich sind sie an:
- Vitamin C: Mehr als in einem Apfel – stärkt das Immunsystem
- Ballaststoffe: Etwa 5,9 Gramm pro 100 Gramm, insbesondere wasserlösliche Pektine, die die Verdauung unterstützen
- Mineralstoffe: Kalium, Kalzium, Eisen, Zink, Kupfer, Mangan und Fluor
- Gerbstoffe: Wirken entzündungshemmend und beruhigend auf Magen und Darm
Schon seit der Antike wird Quitten eine heilende Wirkung bei Fieber, Husten sowie Magen- und Darmproblemen zugeschrieben. Der hohe Pektingehalt quillt im Magen auf und fördert ein langes Sättigungsgefühl.
Häufig gestellte Fragen (FAQ)
Kann man Quitten roh essen? Mitteleuropäische Quittensorten sind roh nicht genießbar, da sie sehr hart sind und viele Gerbstoffe enthalten. Nur wenige Sorten wie die Shirin-Quitte können roh verzehrt werden.
Wie lange halten sich Quitten? Frische Quitten halten sich bei kühler Lagerung (etwa 2°C) bis zu zwei Monate. Bei Zimmertemperatur sollten sie innerhalb weniger Tage verarbeitet werden.
Muss man Quitten schälen? Das hängt vom Rezept und der Sorte ab. Die Schale enthält Bitterstoffe, aber auch viel Aroma. Bei milderen Sorten wie der Honigquitte kann die Schale dran bleiben. Für Gelee ist Schälen nicht nötig.
Welche Quittensorte ist am besten? Die rundliche Apfelquitte ist aromatischer und hat einen intensiveren, säuerlich-herben Geschmack. Die Birnenquitte ist milder, weicher und saftiger – ideal für Anfänger in der Quittenverarbeitung.
Wie entfernt man den Flaum von Quitten? Mit einem groben Küchentuch oder einer Gemüsebürste die Quitten kräftig abreiben, bis die Schale glatt ist. Der Flaum muss unbedingt entfernt werden, da er bitter schmeckt.
Kann man Quitten einfrieren? Rohe Quitten sollten vor dem Einfrieren blanchiert werden. Besser geeignet sind bereits verarbeitete Produkte wie Kompott oder Mus, die portionsweise eingefroren werden können.
Wie viel Zucker braucht man für Quittengelee? Die Faustregel lautet: 1 kg Gelierzucker (2:1 oder 1:1) pro 1 Liter Quittensaft. Bei Verwendung von 2:1 Gelierzucker wird das Gelee weniger süß und fruchtiger.
Kreative Ideen für große Quitten-Mengen
Besitzen Sie einen eigenen Quittenbaum oder haben eine große Ernte? Dann stehen Sie möglicherweise vor dem Problem, was Sie mit 10 oder mehr Kilogramm Quitten anfangen sollen. Hier einige effiziente Lösungen:
Quittenmus auf Vorrat: Kochen Sie große Mengen Quitten mit etwas Wein und Zucker weich und passieren Sie sie durch die Flotte Lotte. Das Mus können Sie portionsweise einfrieren und bei Bedarf für Kuchen, Desserts, Tiramisu oder Schichtspeisen verwenden.
Langsam gegarte Quitten: Eine zeitsparende Methode ist das langsame Garen im Ofen oder Slowcooker. Quittenstücke mit Zucker, Wasser und Gewürzen bei niedriger Temperatur 6-8 Stunden garen lassen. Sie werden zart, behalten aber ihre Form und können eingefroren oder eingeweckt werden.
Quitten-Sharing: Teilen Sie Ihre Ernte mit Nachbarn, Freunden oder Familie. Quitten sind selten zu kaufen und daher ein willkommenes Geschenk. Oder verarbeiten Sie gemeinsam größere Mengen zu Gelee und Marmelade.
Kreative Kombinationen: Kombinieren Sie Quitten mit Äpfeln, Birnen oder Cranberrys für abwechslungsreiche Gelees und Chutneys. So strecken Sie die Menge und schaffen neue Geschmackserlebnisse.
Getränke-Produktion: Stellen Sie größere Mengen Saft, Sirup oder Likör her. Diese sind lange haltbar und können als Geschenke verwendet oder das ganze Jahr über genossen werden.
Mit diesen vielfältigen Möglichkeiten werden Quitten nie langweilig und Sie können die gesamte Herbstsaison die aromatischen Früchte in allen Variationen genießen. Ob süß oder herzhaft, als Getränk oder Dessert – die Quitte beweist, dass vergessene Früchte es verdienen, wiederentdeckt zu werden!





